Beate Hilsberg als Spiegelbild in einer Regenpfütze. Schrift: Wie du deine innere Mitte wiederfindest

Bewertung loslassen: Wie du Stress entgegenwirkst und deine innere Mitte wiederfindest

Viele Frauen kennen das Gefühl, es allen recht machen zu müssen – im Job, in der Familie, im Freundeskreis. Du auch? Das verursacht oft großen Stress. Du willst dann als kompetente Kollegin, fürsorgliche Mutter oder Tochter, liebevolle Partnerin und zuverlässige Freundin wahrgenommen werden. Doch dieser Anspruch hat Folgen: du verlierst deine innere Mitte oder deine innere Balance. Stattdessen spürst du Druck, Selbstzweifel und das ständige Gefühl, nicht genug zu sein.

Die Einladung zur Blogparade von Claudia von der Wehd „Was hilft dir, deine innere Mitte in bewegten Zeiten zu finden?“ kam als Anregung für diesen Artikel genau richtig. Innere Mitte hat für mich viel mit meinen Gedanken, mit Mindset zu tun. Spaziergänge in der Natur, Meditation oder andere Übungen helfen mir, mein Gedankenkarussell kurzfristig zu stoppen und wieder ins Gleichgewicht zu kommen.

Aber wirkt das nachhaltig? Ich bin überzeugt, dass nur die Veränderung meiner Gedankenmuster verhindert, dass ich ziemlich schnell wieder „aus den Fugen“ gerate. Und es mir ermöglicht, meine Balance schnell wiederzufinden, wenn es doch einmal passiert. Wie es dir gelingen kann, deiner eigenen Stimme zu folgen, statt dich nach der Meinung anderer zu richten, und so wieder in deine innere Mitte zu finden, erfährst du in diesem Artikel.

Darum geht es:

Warum erscheint die Meinung anderer so wichtig?

Wir Menschen sind soziale Wesen. In früheren Zeiten war es überlebenswichtig, zur Gruppe zu gehören. Ausgeschlossen zu werden bedeutete Lebensgefahr. Dieses Wissen aus früheren Zeiten ist tief in unserem Unterbewusstsein verankert.

Schon als Kinder haben wir von unseren Eltern gelernt oder abgeschaut, wie wir uns verhalten müssen, um „dazuzugehören“. Wir haben gelernt, darauf zu achten, was andere von uns denken und wir haben gelernt, zu wissen, was in dem Umfeld, in dem wir uns bewegen, „richtig“ ist. Nach diesem erlernten Wissen beurteilen wir automatisch andere, ohne darüber nachzudenken und meist, ohne dass es uns bewusst ist. Und am meisten bewerten wir uns selbst.

Anerkennung bedeutet Sicherheit. Diese tiefe Verknüpfung sitzt bis heute in uns – auch wenn unser Überleben davon längst nicht mehr abhängt.

Sei nett und hilfsbereit. Stell dich nicht in den Vordergrund. Sei nicht zu laut. Sei bescheiden. Kennst du diese oder ähnliche Sätze? Sie mögen (vielleicht) aus Fürsorge entstanden sein, doch sie festigen die unbewusste Überzeugung, ständig gefallen zu müssen.

Und so scannen wir uns, unser Verhalten und unsere Entscheidungen permanent unter diesem Gesichtspunkt. Die Folge: Wir verbiegen uns, unterdrücken eigene Bedürfnisse und Wünsche und verlieren nach und nach die Verbindung zu unserem inneren Kompass.

Die Wirkung ständiger (Selbst-)Bewertung

Was denken die anderen wohl darüber? Meine Chefin, meine Kollegen, meine Freundin, meine Eltern, mein Partner oder meine Partnerin, meine Kinder? Meine Kundinnen und die Menschen, denen ich sonst so begegne? Wenn du dir ständig diese Fragen stellst, passiert Folgendes:

  • Du übergehst dein inneres Wissen und deine Wünsche. Du triffst Entscheidungen nicht aus dir heraus, sondern nach ihrer Außenwirkung. Und diese Außenwirkung ist noch nicht einmal gesichert. Es ist deine Vermutung, wie andere diese Entscheidung sehen werden.
  • Du wirst unsicher und zweifelst an dir selbst. Auch wenn es keinen objektiven Grund gibt, an deiner Kompetenz, deiner Berechtigung, dich zu einer Frage zu äußern, oder an deinen Entscheidungen zu zweifeln. Andere scheinen immer besser zu sein.
  • Du gibst Energie an die falsche Stelle. Du wendest deine Kraft dafür auf, „richtig“ zu sein, bist ständig in einer Art Verteidigungsmodus. Erst wenn du die (möglichen) Bewertungen der anderen nicht mehr relevant für dich machst, kannst du all die Möglichkeiten erkennen, die sich dir bieten. Und deine Energie darauf richten.
  • Du blockierst dein persönliches Wachstum. Die Angst davor, Fehler zu machen oder bei jemandem anzuecken, hält dich davon ab, deiner Intuition zu folgen. Dinge auszuprobieren. Neues zu wagen.

Kurz gesagt: Du lebst ein fremdbestimmtes Leben. Wenn es auch von außen erfolgreich und perfekt aussieht, spürst du vielleicht, dass dir etwas darin fehlt: Du selbst.

Der Schlüssel: Inneres Wissen statt äußerer Bestätigung

Die gute Nachricht ist: Du kannst dich aus diesem Muster befreien. Es braucht Mut, Ehrlichkeit – und ein bisschen Übung. Aber es wird sich lohnen. Hier sind sieben Schritte, die dir dabei helfen können:

1. Werde dir deiner Bewertungsmuster bewusst

Der erste Schritt ist immer Bewusstheit. Frage dich ehrlich:

❓In welchen Situationen achtest du besonders stark auf die Meinung anderer?

❓Wer genau ist „die Anderen“ in deinem Kopf? Familie? Kolleginnen? Fremde?

Sei dabei freundlich und liebevoll zu dir selbst. Es geht nicht darum, Fehler zu finden, sondern Möglichkeiten zur Veränderung zu entdecken.

Schreibe diese Situationen auf. Allein schon dieses Beobachten schafft Distanz. Du merkst vielleicht: Es ist nicht „die Welt“, die dich bewertet – es sind einzelne Stimmen in deinem Kopf, die verhindern, dass du in deiner inneren Mitte bleibst.

2. Trenne dich gedanklich von diesen Stimmen

Hast du bestimmte Menschen im Kopf, deren Urteil du fürchtest? Dann mach dir bewusst:

✅ Jeder Mensch sieht die Welt durch seine eigene Brille. Daher kann es die eine allgemeingültige Wahrheit nicht geben.

✅ Was jemand über dich denkt oder sagt, sagt mehr über ihn aus als über dich. Die Limitierungen, Glaubenssätze und Denkmuster dieser Person werden dabei sichtbar – nicht deine.

Sag dir jedes Mal, wenn du Bewertungen anderer befürchtest: „Das ist seine oder ihre Sicht – nicht meine Wahrheit.“ Löse dich so von diesen inneren Stimmen, die dir deine Bedenken einflüstern.

3. Hinterfrage deinen inneren Kritiker

Manchmal übernehmen wir diese kritischen Gedanken so sehr, dass wir sie für die Wahrheit halten. Ein Beispiel: Du willst ein Projekt übernehmen, aber eine innere Stimme sagt: „Du bist nicht gut genug. Das schaffst du eh nicht.“

Frage dich:

❓Wer hat das zuerst gesagt? Hat es überhaupt schon einmal jemand gesagt? Oder woher kommt dieser Gedanke?

❓Will ich diesen Gedanken wirklich glauben?

❓Was würde ich meiner besten Freundin in dieser Situation sagen?

So lernst du, positiv, liebevoll und stärkend mit dir selbst zu sprechen – und deinen inneren Kritiker zu entmachten.

4. Kenne deine eigenen Werte

Wenn du weißt, was dir wirklich wichtig ist, wirst du unabhängiger von äußerem Urteil.

Nimm dir Zeit für diese Fragen:

✳️ Welche drei Werte sind dir besonders wichtig (z. B. Freiheit, Ehrlichkeit, Wachstum)?

✳️ Welche Entscheidungen oder Handlungen passen zu diesen Werten?

Das zu erforschen stärkt dich von innen. Je klarer du deinen inneren Kompass kennst, umso leichter wird es, „Nein“ zu sagen zu dem, was nicht zu dir passt – und „Ja“ zu dir selbst.

5. Erlaube dir, unperfekt zu sein

Perfektionismus ist oft die Angst vor Ablehnung in Tarnung. Wenn du dich traust, nicht perfekt zu sein, passiert etwas Wunderbares:

💟Du wirst menschlicher und nahbarer.

💟Du gibst anderen die Erlaubnis, auch echt zu sein.

💟Du befreist dich vom ständigen Druck, alles richtig machen zu müssen.

Beginne mit kleinen Schritten. Erlaube dir beispielsweise, eine Aufgabe gut genug, aber noch nicht perfekt abzugeben oder einfach zu sagen: „Ich weiß es gerade nicht.“ oder „Kannst du mir dabei helfen?“

6. Umgib dich mit Menschen, die dich stärken

Du musst nicht alles allein schaffen. Wir Menschen sind soziale Wesen, und ein Netzwerk zu haben, egal wie klein es ist, ist eine wichtige Säule von Stress-Resilienz. Allerdings tut uns nicht jede andere Person gut. Um dich aus festen Gewohnheiten und Mustern zu lösen, ist es hilfreich, dein Umfeld genauer zu betrachten. Gibt es dort Menschen, die:

✅ Dich sehen, wie du bist – nicht, wie du sein sollst

✅ Dich stärken, wenn du zweifelst

✅ Nicht urteilen, sondern zuhören?

Umgib dich mit solchen Menschen. Das können Freundinnen, Partner oder Familie, eine Coachin, Mentoren oder Communitys sein. „Du bist der Durchschnitt der 5 Menschen, mit denen du die meiste Zeit verbringst.“, so lautet ein Kernsatz von Tobias Beck, Motivationscoach und Kommunikationstrainer. Dein Umfeld prägt auch dein Selbstbild – wähle es bewusst.

7. Lebe deine eigene Wahrheit

Es gibt mehr als eine Wahrheit. Jede und Jeder sieht die Welt durch ihre oder seine Augen, aus seiner Perspektive. Und jeder sieht dabei etwas anderes. Es gibt ein chinesisches Sprichwort, das sagt: „Jedes Ding hat drei Seiten: eine die du siehst, eine die ich sehe, und eine, die wir beide nicht sehen.“ Das ist eines meiner Lieblingszitate. Du siehst die Dinge anders als andere? Kein Problem – keiner von euch ist deswegen falsch.

Diese Erkenntnis kann sehr befreiend sein. Diese innere Freiheit entsteht nicht über Nacht. Aber jeder kleine Schritt auf dem Weg dorthin zählt:

❗Sag deine Meinung, auch wenn sie nicht allen gefällt – freundlich, aber klar.

❗Setze Grenzen, wo du dich bisher angepasst hast. Übe, auch mal „Nein“ zu sagen.

❗Feiere dich, wenn du bei dir geblieben bist – ganz egal, was andere denken.

Du darfst du selbst sein. Nicht angepasst, sondern echt.

Fazit: Freiheit beginnt in dir

Dich von der Meinung anderer zu befreien bedeutet nicht, rücksichtslos oder egoistisch zu sein. Es heißt, dich mit dir selbst zu verbinden, auf deine innere Stimme zu hören und dein Leben in die eigene Hand zu nehmen.

Du bist nicht hier, um Erwartungen zu erfüllen. Du bist hier, um dein Leben zu leben – mit Freude, Mut und innerer Klarheit. In Balance, oder in deiner inneren Mitte, ganz wie du es nennen möchtest. Dann hat auch Stress auf Dauer keine Chance.

Wenn du magst, unterstütze ich dich gerne dabei, diesen Weg zu gehen – mit Coaching, 1:1 oder in der Gruppe, und Impulsen, die dich stärken. Du musst es nicht alleine schaffen.

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Ich freue mich auf dich.


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3 Kommentare zu „Bewertung loslassen: Wie du Stress entgegenwirkst und deine innere Mitte wiederfindest“

  1. Liebe Beate,

    Deine Worte haben mich sehr berührt – besonders Deine Erinnerung daran, dass Freiheit dort beginnt, wo wir aufhören, uns über die Meinung anderer zu definieren. Ich finde die Klarheit Deines Artikels sehr wohltuend.

    Was Du über die innere Stimme und die eigene Wahrheit schreibst, schwingt ganz stark in mir nach – denn genau diese Rückverbindung zu unserem inneren Wissen ist für mich ein Weg, der uns in bewegten Zeiten zurück in unsere Mitte führt.

    Ich freue mich sehr, dass Du mit diesem Beitrag Teil meiner Blogparade bist. Auch ich habe in einem Artikel geteilt, was mir hilft, in meiner Mitte zu bleiben. Vielleicht magst Du ja mal reinschauen:
    https://www.claudiavonderwehd.de/innere-mitte-bewegte-zeiten/

    Von Herzen danke für Dein Mitwirken – und für Deine so wertvollen Impulse.

    Alles Liebe
    Claudia von der Wehd

  2. Pingback: KW20/2025: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

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