Beate lehnt an einer Wand mit Graffitti. Textfeld: 7 Fragen, die du mir stellen solltest - oder auch nicht.

7 Fragen, die du mir stellen solltest – oder auch nicht

Gute Fragen sind ein Schlüssel zur Veränderung. Darum geht es auch beim Coaching: Fragen zu stellen, die zum Nachdenken bringen, Aha-Effekte auslösen, manchmal unbequem sind.

Dieser Artikel ist im Rahmen der Blogparade von Claudia Stellmacher-Köthe entstanden: 7 Fragen, die ich mir in einem Interview wünsche – oder eben auch nicht. Fragen, die noch nie gestellt wurden, Fragen, die unbequem oder unerwünscht sind, Fragen, deren Antwort sich über die Jahre verändert hat.

Beim Coaching und Mentoring muss auch „die Chemie“ stimmen, damit es erfolgreich sein kann. Daher sind nicht nur Methoden wichtig, sondern auch Werte und Persönlichkeit beider Parteien. Was wäre also besser als ein Interview mit 7 Fragen, um mehr über mich zu erfahren?

Darum geht es

7 Fragen an mich selbst

Bist du nicht die Frau von…?

Diese Frage solltest du mir nicht stellen. Vor allem nicht zu Beginn eines Gesprächs.

Mein Mann ist in unserer Heimatstadt sehr bekannt. Hier geboren und aufgewachsen, erfolgreicher Mannschaftssportler in Kindheit und Jugend, berufliche Tätigkeit bei einem regionalen großen Arbeitgeber und in der Freizeit unterstützt er gerne unsere Freunde bei ihren betrieblichen Wein-Events. Von Natur aus ein Netzwerker: jeder kennt ihn, jeder mag ihn. Und oft werde ich von Menschen, die ich treffe, gefragt: Bist du die Frau von Bernd?

Ich bin alles Mögliche, lautet dann meistens meine Antwort. Unter anderem auch Bernds Frau. Dabei bin ich ausgesprochen gerne die Frau meines Mannes – inzwischen schon seit 30 Jahren. Aber diese Frage trägt nicht dazu bei, mich kennenzulernen. Sie führt meist unweigerlich zu einem Gespräch darüber, woher mein Gegenüber meinen Mann kennt.

Daraus kann sich auch eine spannende Unterhaltung entwickeln. Dass du dabei aber etwas über mich erfährst, ist eher unwahrscheinlich. Es sei denn, die Frage war nur ein Türöffner für ein Gespräch in eine andere Richtung.

Welche deiner Eigenschaften entdecken Menschen erst mit der Zeit?

Zugegeben, mich zu entdecken braucht wahrscheinlich etwas Zeit. Ich gehöre zu den introvertierten Menschen. Das heißt nicht, dass ich schüchtern bin – wenn es etwas zu sagen gibt, dann tue ich das auch. Sondern dass ich lieber zuhöre als rede, lieber beobachte als im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Zumindest in einem fremden Umfeld unter Menschen, die ich nicht gut kenne. Wenn mein Gegenüber und ich aber ein Thema finden, das mehr Tiefe hat als der übliche Smalltalk, dann taue ich auf (wobei ich nichts gegen Smalltalk habe, ich bewundere jeden, der die Gabe hat, drüber mit anderen leicht in Kontakt zu kommen).

Logik, Pragmatismus, Neugier, Empathie. Das sind vermutlich die Label, die man mir geben könnte. Im Coaching werden hauptsächlich Fragen gestellt, damit die Klientinnen selbst erkennen können, wohin ihr Weg sie führt. Ich bin allerdings auch ein Antworten-Geber und gebe mein Wissen sehr gerne weiter.

Zeigt sich ein Problem, bin ich auf der Suche nach Möglichkeiten und möglichen Lösungen. Und dabei bevorzuge ich pragmatische Wege, die sich einfach umsetzen lassen. Diese Wege sind immer nur ein Vorschlag, eine Idee, ein Impuls. Ob oder welcher gewählt wird, entscheidet jeder selbst. Das macht mich zu einer Mischung aus Coach und Mentor, je nachdem, was gerade benötigt wird.

Im Tiermodell von Tobias Beck bin ich ein Chamäleon. In diesem Modell werden Persönlichkeiten nach vier Typen unterschieden, Eule, Wal, Delfin oder Hai. Und dann gibt es noch diejenigen, die sich nicht so recht einteilen lassen. Sicher kann der Test keine allgemeingültige psychologische Beurteilung liefern, macht aber Spaß. Als Chamäleon habe ich danach Anteile von allen Typen, ohne eindeutige Tendenz: von der Entschlossenheit des Hais, der ruhigen und ausgleichenden Stärke des Wals, der verspielten Neugier des Delfins und der Offenheit und Logik der Eule und ihrer Fähigkeit, Dinge ganz zu verstehen.

Besuchst du als Coach selbst gerne Kurse oder Seminare? Wenn ja, welche?

Da zeigt sich wieder das Chamäleon. Die Frage ist eher: welche Kurse habe ich noch nicht besucht? Ich bin ein großer Fan der Volkshochschule, da es dort (zumindest bei uns) ein breites, sehr buntes Angebot gibt. Da waren IT-Kurse vor vielen Jahren, als PCs und das Internet noch was Neues waren. Italienisch, leider durch Corona unterbrochen, Sportkurse von Aqua-Fitness bis Nordic Walking. Ich habe gelernt, wie man Webseiten erstellt, mir aber auch schon eine Tasche selbst gefilzt, ayurvedisch gekocht, Kalligraphiekurse besucht, im Backhaus Brot gebacken und Gartendeko aus Weidenruten geflochten. Ich war bei Lesungen und politischen Diskussionen, kann aber auch auf einer Djembe trommeln. Ich liebe es, Neues auszuprobieren, und mich interessiert so vieles.

Schon als meine Kinder ganz klein waren habe ich die magische Wirkung kennengelernt, die Hände haben können, wenn sie bestimmte Punkte berühren. Vor etwa 10 Jahren habe ich mich dann näher damit befasst, zuerst mit einer Einführung in Jin-Shin-Jyutsu, später mit Access Conscious ® Körperprozessen, allen voran die tiefenentspannende Behandlung Access Bars ®.

Das war auch der Startpunkt einer Serie von Persönlichkeitsentwicklungs-Learnings in den Bereichen Business, Körper, Bewusstsein/Achtsamkeit und Stressmanagement, die immer noch andauert. Die Kurse sind mal besser, mal weniger. Aber keiner war umsonst. Bei jedem dieser Kurse entdecke ich Neues an mir selbst und lerne etwas dazu, das ich anderen weitergeben kann.

Gibt es etwas, das dein Leben grundlegend verändert hat? Was war das?

Das sind zum einen meine Kinder. Ich war früher immer der Ansicht, ich sei zu Ich-bezogen, um eine gute Mutter zu sein. Eines Tages haben mein Mann und ich uns dann spontan entschieden, das Abenteuer zu wagen: wir wollten Eltern werden. Und wir haben zwei wundervolle Töchter bekommen.

Was Kinder im Leben einer Mutter alles verändern, und welche Erkenntnisse ich dabei über mich selbst gewonnen habe, darüber allein könnte man einen Artikel mit mehreren tausend Wörtern schreiben. Ganze Bücher vermutlich. Im Leben von Vätern ist das sicher nicht anders. Es gibt gute und weniger gute Veränderungen – doch an jedem einzelnen Tag bin ich froh, dass wir diese Entscheidung getroffen haben.

Das andere war ein eher zufälliges Ereignis, wenn es Zufälle gibt. Ich habe damals die Webseite meiner Schwester erstellt, Heilpraktikerin, Heilerin, Mentorin und vieles mehr. Und ich war neugierig, was es denn ist, worüber sie auf ihrer Webseite schreibt. Also ließ meine Schwester mich an einem ihrer Kurse teilnehmen.

Zu der Zeit gab sie unter anderem Access Bars ® Kurse. Dabei handelt es sich um eine Entspannungsbehandlung, bei der 32 Punkte am Kopf sanft berührt werden. Sie wirkt bei Stress, depressiven Verstimmungen, Schlaflosigkeit und vielem mehr. Aber es gibt auch eine Philosophie dahinter: dem eigenen inneren Wissen zu vertrauen und sich selbst und die Welt außen nicht zu bewerten. Sondern daraufhin zu betrachten, welche Möglichkeiten sich eröffnen.

Bei mir hat es sofort „Klick“ gemacht. Nach meinen Kindern, die mich auch eine Menge über mich gelehrt haben, war das der nächste Beginn einer Reise auf dem Weg zu mir selbst. Seither hat sich sehr viel bei mir und in meinem Leben verändert. Ich wäre heute nicht da, wo ich bin, wenn es diesen ersten Kurs nicht gegeben hätte.

Was bedeutet Freundschaft für dich?

Die Antwort auf diese Frage hat sich im Lauf der Jahre gewandelt. Freunde, das waren früher die Menschen in meiner Umgebung, mit denen ich meine Zeit verbrachte. Wir haben gemeinsam Dinge unternommen, Spaß gehabt, uns geholfen – bei Umzügen, Geburtstags-Caterings und bei der Kinderbetreuung.

Meine Kategorien haben sich etwas verändert. Zeit verbringen, Spaß haben, sich helfen – dazu muss ich nicht zwingend eng befreundet sein. Freundin (oder Freund) im engen Sinn ist für mich jemand, die ihre Meinung nicht über meine stellt, sondern daneben, offen und unerschrocken und ohne Wertung.

Die sich dafür interessiert, wie ich zu meiner Ansicht komme, nach meinem Warum fragt. Es nicht als Angriff versteht, wenn ich anderer Ansicht bin als sie, und daher auch nicht dagegen ankämpfen muss. Sondern neugierig sein kann, wo denn unsere jeweiligen Überzeugungen hinführen können, wenn wir sie gemeinsam weiterdenken.

Eine Freundin (oder ein Freund) ist ein Mensch, der mich auf meinem Weg stärkt, auch wenn das, was ich tue, nicht ihrer Überzeugung entspricht. Weil sie nicht gekommen ist, um mich zu beurteilen, sondern höchstens, um mir mal den Spiegel vorzuhalten, wenn ich das brauche. Spaß und gute Gespräche gibt es dabei natürlich auch. Und praktische Hilfe, soweit das eben machbar ist – je nachdem, wo diese Freunde sich befinden.

Ich habe einen kleinen Kreis guter Freunde, die sich über das ganze Land, inzwischen sogar über den halben Erdball verteilen. Und ein paar davon sind zum Glück auch in meiner Nähe. Auch „alte“ Freundschaften, um die es still geworden war, melden sich manchmal nach vielen Jahren zurück. So ist es mir vor kurzem mit einer früheren Arbeitskollegin gegangen, und ich freue mich riesig darüber. Die Jahre dazwischen sind nichts, was uns trennt, sondern ein Fundus interessanter Geschichten.

Warum bist du aus der Kirche ausgetreten?

Diese Frage wurde mir noch nie gestellt, nicht einmal von meiner ehemaligen Kirche selbst. Dabei würde ich sie gerne einmal beantworten und diskutieren. Denn die Antwort hat nichts mit Glauben zu tun, sondern mit Wertschätzung. Wertschätzung, die nach meiner Ansicht die eine Hälfte der Gesellschaft von dieser Institution nicht erfährt. Das spiegelte sich zu der Zeit, es ist schon viele Jahre her, an einer ganzen Reihe von Themen, die ich sorgfältig in Form von Zeitungsausschnitten in unserem Flur an der Wand dokumentierte. Denn der Schritt ist mir nicht leicht gefallen.

Keines der Themen der damaligen Zeit hatte einen unmittelbaren Bezug zu meinem Leben, keines hat mich direkt betroffen. Aber ich bin Mutter von zwei Töchtern – und wünsche mir für meine Töchter eine Zukunft, in der alle Menschen gesehen werden und Wertschätzung erfahren. Ganz unabhängig davon, was sie sind, von ihren Wünschen oder Zielen.

Das ist es, was ich auch in meiner Arbeit vermitteln möchte. Dass jede sich gesehen fühlen und ihren Wert anerkennen kann. In all der Unterschiedlichkeit, die sich in unserer bunten Menschenfamilie zeigt. Ohne richtig, ohne falsch. Mit dem Blick auf Möglichkeiten, nicht auf Beschränkungen.

Was tust du, wenn bei dir alles drunter und drüber geht? Und was rätst du anderen?

Innehalten. Atmen. Wenn ich feststecke, mich gestresst fühle und merke: so kanns nicht weitergehen, nehme ich mir kurz Zeit und stelle mir ein paar Fragen. Zuerst einmal aber: tief durchatmen. Den Druck und den Stress herausfließen lassen.

Dann frage ich mich: Was passiert hier gerade? Das Ziel ist, herauszufinden, was mich wirklich feststecken lässt. Es ist nicht die viele Arbeit, es ist nicht der volle Terminkalender und auch nicht das Telefon, das dauernd klingelt. Sie alle können nichts für meine Reaktion auf sie. Erst wenn ich sehe, was wirklich los ist, kann ich es verändern. Und dabei helfen mir eine Reihe von Werkzeugen, die ich auch in meinem Coaching vermittle.

Das ist mein Weg, aus Stress und dem Krisenmodus zu finden. Werkzeuge, die Raum geben, anstatt noch mehr Struktur zu erfordern. Wenn dich das neugierig gemacht hat, trag dich hier für meinen Newsletter ein. Da gibt es ab und zu Gedanken, Impulse, Termine und ganz pragmatische Tipps zum Stressabbau.

3 Kommentare zu „7 Fragen, die du mir stellen solltest – oder auch nicht“

  1. Liebe Beate, danke für deinen großartigen Beitrag zu meiner Blogparade, es war mir eine Freude, deine Antworten auf die hypothetischen Fragen zu lesen, bei denen ich bei ganz vielen Punkten anknüpfen kann.
    Liebe Grüße
    Claudia, die mit 2. Vornamen auch Beate heißt.

  2. Pingback: KW22/2025: Alle TCS-Blogartikel - The Content Society

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Cookie Consent mit Real Cookie Banner