Vor Jahren versuchte ich händeringend, eine Kur zu bekommen. Ich war erschöpft, gestresst, fühlte mich am Ende meiner Kräfte. Ich musste irgendetwas tun, das war klar. Eine Kur war alles, was ich mir damals vorstellen konnte. Meine Ärztin hat mich unterstützt, aber: ich passte nicht ins Schema. Die Kinder nicht mehr klein genug, die Familiensituation nicht schlimm genug, die Anzahl meiner Fehltage (noch) nicht hoch genug. Ich hätte mich durch die bürokratischen Hürden der Ablehnungen kämpfen können, ich hatte nicht die Kraft dazu. Heute denke ich, dass das vielleicht ein Glück war. Ich war gezwungen, selbst etwas zu finden, was ich tun kann. Mir anderweitig Informationen und Hilfe zu beschaffen. Tätig zu werden, Dinge zu hinterfragen und zu überdenken. Das war der Anfang meiner persönlichen LessStress- und Coaching-Erfahrung. Eine Kur habe ich nie gemacht, obwohl der Gedanke manchmal verlockend ist. Aus vielen Gesprächen mit Frauen, die es geschafft haben, eine Kur zu bekommen, weiß ich inzwischen, eine Kur ersetzt ein Coaching nicht.
Darum geht es:
Coaching oder Kur – was macht den Unterschied?
Coaching bedeutet, die individuell passende Lösungs-Strategie zu finden. Es ist ein interaktiver Prozess, der Einzelpersonen oder Gruppen dabei hilft, Konflikte zu lösen, bestimmte Ziele zu erreichen oder, wie beispielsweise beim Stressmanagement-Coaching, besser mit stressigen Situationen und Krisen umgehen zu können. Die möglichen Lösungen werden dabei nicht vom Coach vorgegeben. Der Coach assistiert der Klientin oder den Gruppenmitgliedern, die für sie und ihre persönliche Situation passenden Lösungen selbst zu entdecken und umzusetzen. Dadurch werden die Klienten – auch Coachees genannt – befähigt, auch in Zukunft selbständig Lösungen für ähnliche oder auch ganz andere Probleme zu finden.
Eine Kur ist eine ärztlich geleitete Vorsorgemaßnahme. Während eines meist dreiwöchigen Aufenthalts in einem Heilbad oder Kurort werden verschiedene Therapien wie Massagen, Bäder, Sport- oder Kunsttherapie, Spaziergänge oder auch Stressbewältigungs-Trainings verordnet. Diese Maßnahmen sollen präventiv die Gesundheit stärken oder, wenn bereits Krankheitsanzeichen vorliegen, die Gesundheit wiederherstellen. Informationen zur Erhaltung der Gesundheit in der Zeit nach der Kur sind ebenfalls Teil der Maßnahme. Dies muss dann allerdings in Eigenregie erfolgen.
Auszeit vom Alltag vs. Lösungsintegration in den Alltag. Warum ich als Stressmanagement-Coach und selbst immer mal wieder gestresste Führungskraft der Meinung bin, dass ein Coaching bei Stress wirksamer, flexibler und langfristig hilfreicher ist als eine Kur, erkläre ich in diesem Blogartikel.
1. Du kannst starten, wann immer du bereit dafür bist – du entscheidest
Eine Kur zu beantragen, ist Bürokratie. Und oft ist die Zustimmung der Krankenkasse nicht einfach zu bekommen. Manchmal ist ein langer Atem notwendig und das Durchhaltevermögen, sich eventuell auch durch ein Widerspruchsverfahren zu kämpfen. Um ein Coaching zu starten, brauchst du keine ärztliche Verordnung, keine Genehmigung und keine Wartezeit. Viele Coaches bieten unverbindliche und kostenlose Erstgespräche an, bei denen du deine Fragen stellen kannst und herausfindest, ob ein Angebot wirklich für dich passt und ob „die Chemie“ stimmt.
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Oft findest du auf den Seiten deines Wunsch-Coachs schon ein paar Kostproben, erste Tipps und Übungen. Damit kannst du sofort starten, sogar noch vor einem ersten Gespräch oder Termin. Hier kannst du beispielsweise nachlesen, was mir bei Stress hilft oder hier, warum Atemübungen gut für dich sind.
2. Du lernst, Veränderung im Alltag zu integrieren
Eine Kur findet abseits des Alltags statt. Zur Ruhe kommen, Abstand gewinnen, einfach mal raus – das klingt verlockend und kann unglaublich entspannend sein. Den Alltag vergessen, andere Menschen treffen, Aktivitäten in der Natur, Sport, Kunst, Wellness-Anwendungen genießen. Das ist eine großartige Möglichkeit, eine Auszeit zu erleben und den Stress für eine Weile hinter sich zu lassen. Aber ist die Wirkung auch nachhaltig? Vielleicht besteht eher die Gefahr, nach der Rückkehr von der Kur schnell wieder in alte Muster zu verfallen. Die entstressende Wirkung wäre dann bald wieder verpufft.
Die Kunst ist, Lösungsmöglichkeiten im Alltag parat zu haben. In einem geschützten Rahmen wie einer Kur zur Ruhe zu kommen ist vergleichsweise einfach. Eine nachhaltige Veränderung bedeutet aber, in Stress- oder Krisensituationen jederzeit alltagstaugliche Strategien zu haben, um gelassen bleiben zu können. Auch lange nachdem Kur oder Coaching zu Ende sind. Im Coaching lernst du neue Denkweisen kennen und Vorbehalte gegen manche Ideen abzubauen (wie hier zum positiven Denken). Du kannst Verschiedenes einfach ausprobieren und mit deinem Coach oder in der Gruppe besprechen. Das wurde mir kürzlich so von Teilnehmern eines mehrwöchigen Workshops zum Thema „Unsichere Zeiten – Umgang mit Stress, Ängsten und Veränderung“, den ich Anfang des Jahres in einem Unternehmen durchgeführt habe, zurückgemeldet.
Ein Coaching gibt dir Zeit. Manchmal klappt Veränderung nicht auf Anhieb oder es zeigen sich Hindernisse, mit denen du nicht gerechnet hast. Beim Coaching kein Problem – es begleitet dich über einen längeren Zeitraum. So kannst du alle auftretenden Fragen und eventuelle Schwierigkeiten mit deinem Coach klären. Neue Lösungswege finden. So lange, bis du auf einem guten Weg zu deinem Ziel bist.
3. Coaching ist individuell
Coaching holt dich dort ab, wo du gerade bist. Und geht mit dir von da aus den Weg, den du gehen möchtest. Du bestimmst sowohl Weg und Tempo als auch dein Ziel. Nicht nur im Einzelcoaching – auch in einem Gruppencoaching liegt ein Schwerpunkt darauf, jeden mitzunehmen, miteinander zu reden und jeden an sein individuelles Ziel zu bringen. Das gemeinsame Thema verbindet, und die Energie, der Austausch und auch die Unterschiedlichkeit in der Gruppe sind ein Beitrag für alle. Willst du es lieber ganz individuell, auf dich fokussiert und privat, ist ein Einzelcoaching das Richtige für dich. Wiederum: du entscheidest.
Coaching begleitet dich eine Zeitlang in deinem Alltag. Dadurch setzt es genau dort an, wo der Stress entsteht: in deinem Job, in deinem Familienalltag, bei Krisen, die du erlebst oder erlebt hast – in deinem Leben eben. Du entdeckst mit Hilfe des Coachs selbst die Lösungen, die in deiner ganz individuellen Situation funktionieren können. Und die auf dein persönliches Wunschziel ausgerichtet sind.
Auch eine Kur wird auf deine Bedürfnisse abgestimmt. Aus einer Auswahl von möglichen Therapiebausteinen wird ein Anwendungs-Plan für dich zusammengestellt. Dies erfolgt anhand von Behandlungsrichtlinien und deiner persönlichen Diagnose. Allerdings sind in einer Kurklinik mit dir zusammen viele andere Patienten dort, die kommen und gehen. Die Angebote müssen mehr standardisiert und schematisiert sein, um diesen Ablauf überhaupt zu ermöglichen. Natürlich gibt es Bausteine, in denen auf deine persönliche Situation eingegangen wird, soweit das in diesem Rahmen möglich ist: Stressmanagement-Trainings oder Gesprächstherapien beispielsweise. Die Individualität eines persönlichen Coachings können die Kurkliniken allerdings schon aus organisatorischen Gründen nicht immer leisten.
4. Coaching ist zeitlich und örtlich flexibel
Dem Alltag entfliehen – eine Traumvorstellung. Den eigenen Alltag für eine Weile hinter sich lassen kann auch Stress verursachen. Eine Kur bedeutet mindestens drei Wochen Auszeit von Job, Familie und Alltag. Für viele berufstätige Frauen ist das nur schwer organisierbar. Und nach der Kur warten ein Haufen unerledigter Aufgaben. Durch die Möglichkeit einer Mutter-Kind-Kur wird die Organisation für Frauen mit kleineren Kindern wahrscheinlich einfacher. Ich habe aber auch schon mit Frauen gesprochen, für die schon die Rückreise von der Kur mit Kleinkindern den ganzen Erholungseffekt wieder aufgezehrt hat.
Dein Coach ist da, wo du bist. Entweder in deiner Nähe, wenn du ein Coaching in Präsenz bevorzugst. Eine ganz einfache Alternative, falls es mit dem Coach in der Nähe nicht klappt, ist ein Online-Coaching. Aus der Not der Corona-Zeit geboren, haben die letzten Jahre gezeigt, dass das für viele ganz wunderbar funktioniert. In Video-Calls können ebenso gute Gespräche und genauso viel Nähe entstehen.
Termine, wann du sie möchtest. Die Zeiten für die Coaching-Sessions kannst du selbst steuern, so dass sie zu deinem Terminkalender passen. Egal ob morgens, in der Mittagspause, zwischendurch oder abends nach Feierabend. In der Regel lässt sich hier alles Mögliche einrichten. Für Gruppencoachings sind zumindest ein Teil der Termine natürlich fix. Hier kannst du dich bereits bei der Auswahl des Angebots entscheiden, ob du diese Termine wahrnehmen kannst und willst. Oder ob du dir etwas anderes, passenderes suchen möchtest.
5. Du selbst übernimmst die Verantwortung für dein Wohlbefinden
Das beginnt schon bei der Auswahl des Coaches. Oder genaugenommen schon vorher, mit der Entscheidung, dass du etwas verändern willst. Der Coach ist derjenige, der dich auf dem Weg begleitet, auch beim Navigieren hilft – aber du gehst den Weg selbst. Und du entscheidest, mit wem. Verantwortung für das eigene Wohlbefinden zu übernehmen ist eine der sieben Resilienz-Säulen. Bereits mit der ersten getroffenen Entscheidung bist du also bereits auf einem guten Weg.
Ziel des Coachings ist Hilfe zur Selbsthilfe. Coach und Klient arbeiten zusammen, um mögliche Problemlösungen und neue Wege zu finden. Im Coaching hast du Möglichkeit und Raum, bisherige Ziele zu hinterfragen, neue Ziele zu setzen und auch eigene Lösungen zu entwickeln. Dein Coach unterstützt dich dabei. Bei einer Kur nimmst du oft eher eine passive Rolle ein – es wird viel „für dich gemacht“, anstatt dich selbst zu befähigen.
Eigene Entscheidungen zu treffen, macht dich stärker. Als ich zum ersten Mal bewusst die Entscheidung getroffen habe, nicht sofort der ersten Behandlungsempfehlung meines Arztes zu folgen, sondern mich zu informieren, mir eine zweite Meinung einzuholen und dann tatsächlich eine andere Therapie zu wählen, war das ein sehr machtvolles Gefühl für mich. Zielgerichteter Aufbau des Immunsystems statt Operation. Der Weg mit dem anderen Arzt war erfolgreich. Das kann man Glück nennen oder mein Gewahrsein, dass es noch etwas anderes geben muss. Es gab jemanden, der mich bestärkt hat, mir die Möglichkeiten gezeigt hat, mir den Impuls gegeben hat, den „Standard“ zu hinterfragen. Und ich bin meiner Intuition gefolgt. Das war alles andere als bequem, ich musste mich um vieles selbst kümmern, selbst entscheiden, Zeit und Geld investieren. So ist es in unserem System, wenn man eigene Wege geht. Für mich hat es sich absolut gelohnt.
Deine Entscheidung für dich
Eine Kur kann sehr guttun – aber sie ist kein Allheilmittel. Wenn du dir wirklich wünschst, deinen Umgang mit Stress zu verändern (oder den Umgang von Stress mit dir 😊) und mehr Leichtigkeit und Gelassenheit in deinen Alltag zu bringen, dann ist Coaching eine kraftvolle, nachhaltige Alternative. Es ist nicht nur eine Pause vom Leben – sondern eine bewusste Entscheidung für dein Leben.

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Liebe Beate,
das ist eine interessante Gegenüberstellung. Vielen Dank für den interessanten Einblick in deinen Weg. Es gibt wirklich so viele Wege, zum Coaching zu finden.
Herzliche Grüße
Birgit
Liebe Beate
Vielen Dank für diese interessante Auseinandersetzung und das Aufzeigen, wann ein Coaching helfen kann. Ich empfinde das als sehr wertvoll, denn bestimmt geht es vielen Menschen, denen es geht wie dir: Sie brauchen akut Unterstützung, haben aber Coaching vielleicht gar nicht auf dem Radar.
Ich denke, beides, sowohl Kur, als auch Coaching, haben ihre Stärken und Berechtigung. Und warum nicht sogar beides?
Coaching hilft auf jeden Fall, in der Selbstbestimmung zu bleiben und das Ruder im eigenen Leben wieder in die Hand zu nehmen.
Herzlich, Chris
chriscollet.com